Potsdamer Neueste Nachrichten (PNN) 17.12.2010 (Auszug)
... Dem Künstler stehe es zu, aus dem kleinsten Ding eine ganze Welt zu schaffen, behauptete Rilke.
Die Kunsthistorikerin Angelika Euchner zitiert den Dichter, als sie die Ausstellung
"Faszination: Fragment" im
Kunstverein Kunsthaus Potsdam e.V. eröffnet. So erkunden die 43 ausstellenden Künstler,
wie im Kleinsten das Ganze aufscheint.
Das Thema ist nah am Puls der Zeit, denn fragmentarisch tritt uns die Welt entgegen. Ob sich aus tausenden Dokumenten
bei Wikileaks ein intimer Blick in den ansonsten gut verborgenen Unterleib der internationalen Diplomatie formt oder
zu Kurzzeichen geronnene Befindlichkeiten per SMS umherschwirren: der Überblick verschwindet beim Blick auf das Detail
wie das einzelne Reiskorn im Dampfkessel. Das Thema der Ausstellung faszinierte die Vereinsvorsitzende Renate Grisebach,
als sie sich mit dem 1960 erschienen Buch des Kunstwissenschaftlers J. Adolf Schmoll befasste, der über "Das Unvollendete
als künstlerische Form" habilitierte.
... Auffällig an der Ausstellung ist die Vielfalt der verwendeten Formen und Genres, die sich vermutlich zwangsläufig
aus der Zahl der beisteuernden Künstler ergibt. Neben der Landschaftsdarstellung und dem Akt findet sich auch das
Portrait, beispielsweise bei
Silvia Klara Breitwieser. "Bildnisse (nach Holbein d.J.)" nennt sie ihre Fotoserie
junger Mädchen. Zufallsbekanntschaften portraitiert die Künstlerin mit der Kamera und verfremdet sie zu
rätselhaften Schemen. Die Bildhauerin Breitwieser ist ansonsten für ihre Torf-Installationenl bekannt....
"Mich interessiert zunehmend der Mensch und das Besondere, was ich im einzelnen entdecke", beschreibt Breitwieser
ihre neue Lust am Fotografieren. ....
Richard Rabensaat
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